Die Gebietsreform 1972 – Die Vilstalgemeinden

Die Gebietsreform 1972 brachte die Eingliederung der Vilstalgemeinden in das Stadtgebiet, die Eingemeindung von Orten mit langer Tradition:

Gergweis

ursprünglich Kerihhinwis (die Gründung eines Kerichin), kann sich hohen Alters rühmen, da es bereits 1100 Jahre urkundlich nachzuweisen vermag“, heißt es in einer Niederalteicher Chronik.
Lehensherren waren der Bischof von Passau, dann die Harbacher, gegen Ende des 13.Jhd. die Grafen von Hals, nach ihnen die Leuchtenberger und die Closen vo nhaidenburg, im 18. Jhd. die Fugger von Göttersdorf. 1835 geht Gergweis an den bayerischen Staat, wird selbständige Gemeinde.
1909 standen in Gergweis 82 Häuser. Die Volkszählung von 1916 erfasste 582 Einwohner. Heute zählt der Ortsteil 599 Einwohner.

Galgweis

Kirche Galgweis wird als „ein Pfarrdorf mit dem Gotteshaus, dem Pfarrhof, einer Schule, einer Krämerei mit Schenke und Metzgerei und im ganzen mit 30 Häusern am linken Ufer der Vils, 2 Stunden südlich von Osterhofen“, beschrieben.
Der älteste Name, wie er sich bereits im 8.Jhd. in einer lateinischen Urkunde geschrieben findet, lautet Harioldeswis, daraus wird Garioldswis/Galkwis (der vicus = Flecken eines Hariold).Galgweis Kirche
Im 15.Jhd. übernahmen das Lehen von Passau die Amshamer. Franz Adam von Amsham, ein angesehener Mann, Truchseß des Fürstbischofs von Passau, verbrachte seine letzten Jahre als Pfründer im Kloster Ranshofen (b/Braunau am Inn), dem er Galgweis und Oberndorf vermachte. 1689 wurde er hier in die Gruft versenkt. 1809 wird das Augustinerchorherrenstift Ranshofen säkularisiert. Galgweis fällt an den bayerischen Staat. Heute zählt in Galgweis 261 Einwohner.

Oberndorf

„Eine Viertelstunde nordwestlich von Galgweis liegt etwas höher als Galgweis die ehemalige Hofmark Oberndorf mit 26 Häusern, einem Schloß und einer Schloßkapelle“, so Pfarrer Josef Klämpfl. Erst gegen Ende des 13.Jhd. erhalten wir zuverlässige Kunde über die Inhaber des Edelsitzes in Oberndorf. Es waren die Edlen von Yssel, Pfleger der Grafen von Hals.
Als der letzte Yssel kinderlos starb, kaufte 1609 Schloß und Hofmark Oberndorf die verwittibte Frau Maria Amsham zu Galgweis. Nach den Verheerungen durch die Schweden 1648 leistete ihr Sohn Franz Adam (s. Galgweis) tatkräftige Hilfe, baute auch das Schloß wieder auf.
Mit Galgweis fiel Oberndorf 1809 an den bayerischen Staat. 1816 bekam Schloß und Hofmark der Freiherr Adam von Aretin zu Haidenburg zugesprochen (er war mit den Amshamern verwandt). Unter ihm verödeten die Liegenschaften, so dass sie 1848 an den Staat zurückfielen.
1964 beschloss man die Zusammenlegung mit Galgweis, 1972 den Anschluss an die Großgemeinde Osterhofen.

Göttersdorf

Göttersdorf ist eine Hofmark mit Schloß und sehr alter Kapelle, 20 Häusern, 170 Einwohnern und gehört zur Pfarrei Galgweis“,schreibt Pfarrer Härtl.
Um 1160 scheint die „illustris domina Bertha von Gottinesdorf“ einen Freiherrn von Harbach geehelicht zu haben. Sie gibt ihren Wohnsitz in Göttersdorf auf. Von nun an sind hier nur Pfleger erwähnt.
Schloß Göttersdorf. Nach dem Aussterben der Harbacher 1282 erbten die Grafen von Hals (1268 heiratete eine Kunigunde von Hals einen Konrad von Harbach). 1375 traten die Leuchtenberger die Nachfolge an (s. Gergweis): 1399 erhielt die verwitwete Kunigunde von Leuchtenberg die Schlösser und Hofmarken Osterhofen, Haidenburg und Göttersdorf als Witwengut. Die folgenden jahrzehnte waren turbulent. Die Herren wechselten des öfteren, bis 1666 Göttersdorf der Reichsgraf Veit Adam Fugger übernahm – zur Freude von jung und alt. Der letzte Fugger, Graf Moritz Gabriel, führte ein (allzu) gastliches Haus, so dass Göttersdorf 1827 unter den Hammer kam (versteigert wurde).

Den Besitz erwarb die Kurfürstenwitwe Marie Leopoldine, überließ das Gut jedoch 1833 dem bayerischen Staat. Es wurde zertrümmert, das Schloß abgebrochen, der Schloßhügel eingeebnet. Nur die (sehenswerte) Schloßkapelle ist erhalten geblieben.Schloss Gergweis
Es fällt auf, dass sich im Vilstal die ehemaligen Schlösser und Edelsitze mit ihrem Hofmarken aufreihen wie die Perlen an einer Schnur – an der unteren Vils Gergweis, Galgweis, Oberndorf, Göttersdorf, Kriestorf, Walchsing …
Das hat seinen historischen Grund: 1311 sollte Herzog Otto III. von Niederbayern König von Ungarn werden (die Arpaden waren im Mannesstamm ausgestorben). Es wurde auch am 6.12.1305 in Stuhlweißenburg mit der Stephanskrone gekrönt, musste aber wegen innerer Unruhen fliehen, wurde gefangen gesetzt und kehrte erst 1308 (mit leeren Händen) heim.

Um das hohe Lösegeld aufzubringen und die Kriegsschulden zu tilgen, verkaufte er einen Teil seiner Herrschaftsrechte an die niederbayerischen Stände – an Adelige, Klöster, Städte. Die darüber ausgestellte „Ottonische Handveste“ (Urkunde) berechtigte sie u.a., die niedere Gerichtsbarkeit auszuüben – ein lukrativer Zugewinn durch Buß- und Strafgelder etc. Die Gerichtsbarkeit bedingte ein dichtes Netz an Herrensitzen, die Hofmarken für ihren Lebensunterhalt brauchten.